Während bei den mechanischen und elektromechanischen Stellwerken noch jede Weiche und jedes Signal von Hand gestellt wurde, nimmt die moderne Stellwerkstechnik dem Bediener schon eine Reihe von Routineaufgaben ab. Bei den ersten Drucktastenstellwerken (auch: elektrische Stellwerke) war noch die Einzelbedienung vorherrschend. Hier lag der Vorteil im Wegfall der schweren körperlichen Arbeit, der Einbindung der automatischen Gleisfreimeldung (auch schon teilweise im elektromechanischen Stellwerk) und der Zusammenfassung mehrere Stellwerke und der Vergrößerung der Stellbereiche. Das Prinzip der festen Fahrstraße zwischen Start- und Zielsignal wurde hier noch beibehalten. Der Zug musste die Fahrstraße erst in ihrer gesamten Länge durchfahren. Mit den Spurplanstellwerken wurden dann die Teilfahrstraßen und die Weichenlaufkette eingeführt. Dadurch, dass nun alle Elemente/Module entsprechend der Außenanlage und ihrer Nachbarschaftsbeziehungen angeordnet sind, kann sich das Stellwerk nach Eingabe des Starts und des Ziels über Tastenbedienung den Fahrweg selbstständig suchen und bilden. Die weiteren Abläufe wie Umstellen der Weichen einschließlich der Flankenschutzeinrichtungen, schließen der Bahnübergänge, Gesamtverschluß, Freiprüfung und Fahrstellung des Startsignals laufen nun vollautomatisch ab. Dieses Prinzip wurde auch für die elektronischen Stellwerke übernommen wobei hier die verschiedenen Fahrmöglichkeiten zwischen Start und Ziel in einer Fahrstraßentabelle hinterlegt sind.

In der Entwicklungsgeschichte der ESTW wurden zur Umsetzung des oben genannten Prinzips drei verschiedene Bedienungsweisen angewandt. Die erste Variante ist die Eingabe des Starts und des Ziels über eine Tastatur. Diese Variante ist auch in der neusten Generation noch als Rückfallebene vorhanden. Bei größeren Anlagen hat man dann das Bedientablett eingeführt. Hier hat der Fahrdienstleiter ein Tablett vor sich, dessen Untergrund mit Sensoren ausgerüstet ist. Auf diesem Tablett ist der Gleisplan mit allen Elementen (Weichen, Signale u.ä.) aufgemalt. Diese Elemente kann der Fahrdienstleiter mit einem speziellen Stift anwählen wobei die Sensoren über eine Matrix feststellen, welches Element gemeint ist. Die ESTW der neusten Generation lassen sich nun – wie jedes andere Computerprogramm – einfach mit der Maus bedienen. Während der Fahrdienstleiter nacheinander die Elemente anwählt generiert des Stellwerk den auszuführenden Befehl und zeigt in auf dem Monitor an. Dieser Befehl ist identisch mit der Zeichenfolge, die früher per Tastatur eingegeben wurde.

Bedienung des ESTW

Im Prinzip kennt das ESTW vier Befehlsarten:

- Zugfahrstraßen
- Rangierfahrstraßen
- Einzelbedienung
- Allgemeine Befehle

Bei den Zugfahrstraßen wird dem ESTW der Start- und der Zielpunkt übermittelt – also z.B. das Startsignal (A) und das Zielsignal (N2). Bei Zugfahrstraßen werden Start und Ziel durch einen Punkt getrennt. Der Befehl sieht in diesem Beispiel also so aus:

A.N2

Bei Rangierfahrstraßen hingegen werden Start und Ziel durch einen Bindestrich getrennt (Rangierfahrstraßen haben eine niedrigere Sicherungsebene – so entfällt z.B. die Freiprüfung um im besetzte Gleise fahren zu können um dort Wagen abzuholen):

N2-L23

Bei Einzelbedienungen wird zunächst das gewünschte Kommando (z.B. Weiche umstellen = WU) und dann das betreffende Element (z.B. Weiche 3) eingegeben:

WU,W3

Für die allgemeinen Befehle sein hier beispielsweise das Umschalten der Signale auf Nachspannung (NE) oder das Einblenden der Ls-Signale auf der Bereichsübersicht genannt (LSE), die ohne weitere Zusätze eingegeben werden.

Diese Befehle können entweder direkt über die Tastatur eingegeben oder über die Mausbedienung erzeugt werden. Bei der Mausbedienung wird dazu nacheinander der Start und das Ziel angewählt (Fahrstraßen) oder das gewünschte Element mit der rechten Maustaste bedient und der Befehl aus dem Kontextmenü ausgewählt (Einzelbedienung).

Nach Auswahl/Erzeugung des Befehls kann dieser in der Eingabezeile (unteres Bildschirmdrittel) nochmals überprüft werden und kann danach durch Bedienen der Schaltfläche/Button „Verarbeiten“ des ESTW zur Ausführung übergeben werden.

Anzeige im ESTW

Die Anzeige im ESTW ist aufgeteilt auf Lupenbilder (Lupe) und Bereichsübersichten (Berü). Während auf den Lupen alle Details dargestellt sind bieten die Berü einen bessern Überblick und enthalten nur die wichtigsten Elemente für den Regelbtrieb. Die Lupen mit ihrem Detailreichtum bilden die Grundlage für Störungssuche oder Auswertungen für Hilfshandlungen bei denen eine detaillierte Anzeige wichtig ist.

Die wichtigsten Anzeigen im Überblick:

- Freie Gleise als gelber Strich (bei Selbstblock auch weiß)
- Besetzte Gleis als roter Strich (Zug oder Wagen)
- Eingestellte Zugfahrstraßen als grüner Strich
- Eingestellte Rangierfahrstraßen als blauer Strich

Analog dazu die Anzeige der Weichen. Weichen auf der Lupe zeigen dazu durch die durchgehend Ausleuchtung die der aktuellen Lage entsprechende Fahrmöglichkeit an.

- Halt zeigende Signale als rotes Symbol
- Halt erwarten (Vorsignal) als gelbes Symbol
- Fahrt zeigende Signale als grünes Symbol
- Rangierverbot aufgehoben als weißes Symbol

Auf der Berü werden die Hauptsignale (Signale für Zugfahrstraßen) ebenfalls vereinfacht als Dreieck dargestellt. Die Farben entsprechen den Farben auf der Lupe. Hauptsignale, für die eine Automatik (Selbststellbetrieb oder Zuglenkung) eingeschaltet ist, werden mit einem hohlen Dreieck dargestellt.

Damit der Fahrdienstleiter weiß, wo sich seine Züge befinden bzw. welche Rotausleuchtung zu welchem Zug gehört, werden ihm bei einem besetzen Gleis anstelle der Gleisbezeichnung (weiß) die zugehörige Zugnummer (gelb) angezeigt. Wenn der Zug durch die automatische Zuglenkung geführt wird ändert sich seine Zugnummer in grün.